Hafis

Hafis
Ha|fis, der; - [arab. ḥāfiẓ]:
(in den islamischen Ländern) Ehrentitel eines Mannes, der den Koran auswendig kennt.

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I
Hafis
 
[arabisch »Bewahrer«] der, -, in den islamischen Ländern Ehrentitel eines Mannes, der den Koran auswendig kennt; außerhalb des arabischen Sprachbereichs oft ohne Verständnis des Inhalts gebraucht. - Danach ist der persische Dichter Hafis benannt.
II
Hafis,
 
Hafiz, Pseudonym des persischen Dichters Schạms od-Din Mohạmmed, * Schiras um 1320, ✝ ebenda 1388; Lehrer an einer Medrese. Obwohl er nur einen Gedichtband (fast ausschließlich mit Ghaselen, nach heutiger kritischer Sichtung 495) hinterlassen hat, gilt er als bedeutendster persischer Lyriker. Thematischer Mittelpunkt seines Werkes ist die Liebe zum »Freund« (dust), vordergründig ein hübscher Schenk (saqi) in einer Taverne, der jedoch aufgrund einer sich unter dem Einfluss der persischen Mystik entwickelnden Mehrdeutigkeit auch zur Chiffre für das geliebte Wesen schlechthin werden kann (als Gefährte, verehrter Meister, fürstlicher Herr oder endlich Gott selbst). Viele Ghaselen des Hafis enthalten tatsächlich auch eine panegyrische Komponente (so nennt Hafis etwa die Namen zeitgenössischer Lokaldynasten, besonders aus dem Haus der Muzaffariden). Eine mystische Umdeutung erfährt bei Hafis (wie schon in der Lyrik vor ihm) auch die Weindichtung, wobei der im Islam verbotene Wein (als Reizwort für orthodoxe Muslime) dieser Dichtung auch eine moralische Ambivalenz verleiht. Bei Hafis wird der Wein zur Metapher existenziellen (religiösen und poetischen) Rausches, er symbolisiert die irdische als Spiegel göttlicher Schönheit (z. B. durch das Spiegelbild des Geliebten im Wein). Darüber hinaus verweist der Wein bei Hafis aber auch auf seine Dichtung selbst, die außerdem als »Heiltrunk« und »Wasser des Lebens« erscheint. Im Zeichen von Liebe und Rausch schafft Hafis damit eine dichterische Gegenwelt zu einer von religiösem Gesetz, Herrscherwillkür und Heuchelei deformierten Wirklichkeit. In dieser oszillierenden Mehrdeutigkeit gründet auch Goethes Begeisterung für Hafis' Dichtung, die durch die Übertragung des Diwans durch J. von Hammer-Purgstall (1812/13) ausgelöst wurde und zur Entstehung des »West-östlichen Divan« führte. Nach Goethe wurden weitere deutsche Lyriker zu Nachdichtungen angeregt (wobei jedoch zum Teil die nur erotisch-anakreontinische Komponente im Vordergrund steht). Die ersten formstrengen Übertragungen der Ghaselen des Hafis schuf F. Rückert. - Die persische Lyrik nach Hafis und die spätere indoislamische Lyrik steht sehr stark unter Hafis' Einfluss.
 
Ausgaben: Der Diwan, übersetzt von J. von Hammer-Purgstall, 2 Teile (1812-13, Nachdruck 1973); Der Diwan, herausgegeben von V. von Rosenzweig-Schwannau, 3 Bände (1858-64, mit persischem Text); Gedichte aus dem Diwan, ausgewählt und herausgegeben von J. C. Bürgel (1972).
 
 
H. H. Schaeder: Goethes Erlebnis des Ostens (1938);
 H. R. Roemer: Probleme der Hafizforschung u. der Stand ihrer Lösung (1951);
 J. C. Bürgel: Drei H.-Studien (Bern 1975).

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Ha|fis, der; - [arab. ḥāfiẓ]: (in den islamischen Ländern) Ehrentitel eines Mannes, der den Koran auswendig kennt.

Universal-Lexikon. 2012.

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